Der Wahlsieg von Donald Trump hat eine Entwicklung beschleunigt, die schon seit einigen Monaten im Gange ist: Die Renditen von Staatsanleihen steigen wieder. Von einer Zinswende zu sprechen, wäre verfrüht. Zunächst geht es um die Korrektur der Untertreibung vom Sommer. Aktien-Investoren müssen dennoch umdenken – denn Firmen mit hoher Dividendenrendite, im 1. Halbjahr noch klar besser als der Markt, geraten plötzlich ins Hintertreffen. Jetzt wird wieder der ganzheitliche Blick auf Ausschüttungsqualität belohnt, wobei der Fokus auf Wachstum liegt.
Am 18. November ist es genau 20 Jahre her, dass die Deutsche Telekom an die Börse gegangen ist. Für Erstzeichner war die T-Aktie vom Kurs her ein nervenaufreibendes Nullsummenspiel. Nur dank der der Dividenden steht unter dem Strich ein mageres Plus. Viel schlimmer: Der Börsengang war die Ouvertüre zu einem Debakel, das rechtschaffene Bürger um ihre hart erarbeiteten Spargroschen gebracht und die Aktie als Geldanlage nachhaltig diskreditiert hat.
Jetzt noch kaufen oder lieber Gewinne mitnehmen und später zu günstigeren Kursen wieder eindecken? Anleger verwenden viel Zeit auf die Suche nach dem idealen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf. Die Verlockung ist ja auch zu groß: Wenn es gelänge, jedes Jahr den schlechtesten Börsentag auszuklammern, stünde der DAX bei 48.700 statt bei 10.770 Punkten. Doch wer versucht, das Schlechte zu vermeiden, läuft Gefahr, das Beste zu verpassen.
Mindestens genauso überraschend wie der Triumph von Donald Trump war die Reaktion der Finanzmärkte. Die Futures auf den Dow Jones rasselten um 1.000 Punkte in den Keller – um dann eine der rasantesten Trendwenden der jüngeren Börsengeschichte aufs Parkett zu legen. Für Phantasie sorgt die Ankündigung des neuen Präsidenten, die marode Infrastruktur des Landes zu sanieren. Ein solches Investitionsprogramm dürfte Schulden und Aktienkurse nach oben treiben, die üppigen Dividenden der Versorger hingegen könnten leiden.